Die Wiederansiedlung des Wiedehopfs

Der Wiedehopf - ein absoluter Star unter den Vögeln, auch schon vor der Wahl zum Vogel des Jahres

Obwohl wärmeliebend und eher ein Vogel südlicher Gebiete, war der Wiedehopf bis in die 1950er Jahre ein bekannter und verbreiteter Brutvogel in Mittel- und Westeuropa bis hinauf nach Südskandinavien. Nicht umsonst kommt er im bekannten Kinderlied von der Vogelhochzeit vor! In den folgenden Jahrzehnten aber haben die Ausräumung der Landschaft mit dem Verschwinden der Nistmöglichkeiten und die Intensiv-Landwirtschaft mit ihrem Pestizideinsatz den Wiedehopf in den meisten Gebieten nördlich der Alpen sehr selten werden lassen. In etlichen Ländern gilt er gar als ausgestorben. Doch es gibt Hoffnung!

 

Foto: Arindam Aditya, Lizenz: Creative Commons
Foto: Arindam Aditya, Lizenz: Creative Commons

Der Wiedehopf ist durchaus anpassungsfähig. Neben trockenwarmen, heideähnlichen Landstrichen kann dieser faszinierende Vogel auch im eher feuchten und kühlen norddeutschen oder südskandinavischen Raum erfolgreich brüten. Was er vor allem braucht, sind eher offene Landschaften, reichlich Insekten, Spinnen und Würmer sowie geeignete Nisthöhlen. Letztere findet er in abgestorbenen und morschen Bäumen, aber durchaus auch in Hohlräumen in Feldscheunen oder Weinbergshäuschen. Solche Brutmöglichkeiten in wiedehopfgeeigneter Form - morsch, hohl, offen - gibt es immer weniger.

 

In Deutschland hat er in einigen Gegenden trotz aller Widrigkeiten bis heute überlebt, so etwa am Kaiserstuhl, aber auch auf sandigen, offenen Truppenübungsplätzen. In den letzten Jahren mehren sich die Anzeichen für eine langsame Wiederbesiedelung Mitteleuropas - hier hilft der Klimawandel einmal mit! Dass es aber nicht primär klimatische Auswirkungen sind, die ihn zuvor haben verschwinden lassen, das zeigen zum Beispiel Griechenland und die Türkei - klassische Wiedehopfgebiete, in denen trotz "Wiedehopfklima" die Bestände alarmierend zurückgehen.

 

Der Wiedehopf ist bereit zur Wiederbesiedelung - unserem Vaihinger Gebiet nähert er sich über Ortenau und Kraichgau. Wie können wir ihm helfen? Am effektivsten, indem wir ihm in geeigneten Lebensräumen ausreichen (künstliche) Nisthilfen anbieten.


Steckbrief auf nabu.de:

Auf der Webseite unseres Bundesverbands finden Sie ein Portrait des Vogels des Jahres 2022:


Bericht der Vaihinger Kreiszeitung zum NABU-Wiedehopfprojekt

Foto: NABU / Christoph Bosch
Foto: NABU / Christoph Bosch

"Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der bringt der Braut ein Blumentopf". So lautet ein altes Volkslied, das früher jedes Kind kannte. Ja, früher war der starengroße Zugvogel mit seinem hell orangebräunlichen Gefieder, den kontrastreich schwarz-weiß quergebänderten Schwingen und Schwanz und seiner fast exotisch anmutenden, aufstellbaren langen Haube mit den schwarzen Spitzen noch weit verbreitet. Doch wie bei vielen anderen Arten auch, gehen die Bestandszahlen des Wiedehopfes stetig zurück. Nach Wiederansiedlungserfolgen am Kaiserstuhl haben sich der „Heimatverein Backhäusle“ aus Roßwag und die NABU OG Vaihingen/Enz entschlossen, ein Schutzprogramm für diesen farbenfrohen Vogel zu starten. Der Anfang ist gemacht. Unter Berücksichtigung der bestehenden Corona Richtlinien wurden von NABU Aktiven bereits 20 spezielle Brutkästen aus Holz angefertigt.

 

Die Brutkästen für den Wiedehopf sind 50x25x35 cm groß und haben eine Kontrolltür mit einem 50 mm großen, oben seitlich angeordneten Einflugloch. Als Wetterschutz sind sie mit einem Ziegeldach ausgestattet. Zumindest innen müssen sie dunkel eingelassen sein. Der Boden wird mit einer 5 cm Schicht aus Rindenmulch ausgepolstert. Die Unterkante des Einfluges sollte darüber hinaus nur 50 cm vom Erdboden entfernt sein. Der Wiedehopf nimmt solch niederen Brutplätze dankend an, während seine Höhlenkonkurrenten, wie der Star, diese meiden. Im Zuge des Baus der Trockenmauer im Roßwager Weinberg, wurden bereits 2 Brutkästen in die Mauer mit eingebaut. Weitere werden folgen. Überraschend schnelle Besiedlungserfolge in Trockenmauern in alten Weinbergen im französischen Elsass dienen als Vorbild.

 

Brutkasten für den Wiedehopf,                   Foto: NABU / Uwe Schober
Brutkasten für den Wiedehopf, Foto: NABU / Uwe Schober

 Der Wiedehopf kehrt im März aus seinem Winterquartier, der westafrikanischen Sahelzone, zurück. Ein charakteristisches Merkmal dieses Vogels ist sein wellenförmiger, schmetterlingsartiger Flug. Weiteres Indiz seiner Anwesenheit ist sein dreisilbiger Balzruf „pu, pu, pu“. Als wärmeliebende Art besiedelt er halboffene, reich strukturierte Kulturlandschaften. Dazu gehören mit Hecken, lockeren Baumbeständen und Trockenmauern bestückte Weinbergregionen. sowie Weiden, Streuobstwiesen, Parkanlagen und gelegentlich auch Obstgärten. Mit seinem langen gebogenen Schnabel sucht er meist am Boden u.a. nach Großinsekten, Larven, Regenwürmern. Vegetationsarme, nur lückenhaft bewachsene und kurzgehaltene Bodenflächen, wie sie in Weinbergen vorkommen, sind dabei wichtig, da sie die Nahrungssuche erheblich erleichtern.

 

Zum Brüten nutzt der Wiedehopf Baumhöhlen oder Nischen in Trockenmauern und alten Gebäuden. Das Gelege umfasst 6 bis 10 auffällig langovale blau-bis grünlich-graue Eier, die im Abstand von einem Tag gelegt und jeweils ca. 16 Tage bebrütet werden. Gegen Fressfeinde wie Marder oder Katzen setzen sich die Jungvögel des Wiedehopfs mit einem unangenehm riechenden Bürzelsekret erfolgreich zur Wehr. Nach 25 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest, werden aber noch einige Tage gefüttert. Auch Zweitbruten sind bis Mitte Juli möglich. Im September tritt der Wiedehopf dann die lange Rückreise nach Afrika oder vereinzelt nur bis in den Mittelmeerraum an.

 

Möchten Sie selbst dazu beitragen, dass sich der Wiedehopf in unserer Region weiterhin wohlfühlt und hier fortbesteht?

 

Dann platzieren Sie entspr. Brutkästen an oder in nicht allzu belebten Weinberghäuschen oder Holzschuppen am Weinberg, auf Streuobstwiesen und Weiden o.ä. Halten Sie dabei einen Mindestabstand von 200 m zu menschlichen Siedlungen und dem Wald ein.

Bei Fragen steht Ihnen der NABU Vaihingen/Enz unter Tel.07042/33277 oder per Mail unter vorstand@nabu-vaihingen.de gerne zur Verfügung.

 

NABU Vaihingen bei der Arbeit an den Wiedehopf-Nistkästen
NABU Vaihingen bei der Arbeit an den Wiedehopf-Nistkästen

Artikel aus der Zeitschrift "Der Falke"

Unser NABU-Freund Joachim Sommer hat auf einen sehr interessanten Artikel aus dem Journal für Vogelbeobachtung "Der Falke", Ausgabe 01/2022, (www.falke-journal.de) aufmerksam gemacht:

Die Redaktion des "Falken" (www.falke-journal.de) hat uns freundlicherweise auch erlaubt, den Artikel als pdf auf unserer Seite bereitzustellen, wofür wir uns herzlich bedanken!

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Der Wiedehopf - König ohne Königreich
Der Falke 01_2022 Der Wiedehopf.pdf
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